Ferrum ist das lateinische Wort für Eisen. Daher ist es naheliegend, dass das Wort „Ferritin“ auch etwas mit Eisen zu tun hat. Dabei handelt es sich um einen Proteinkomplex, der praktisch im gesamten Reich lebender Organismen vorkommt. Dieser Proteinkomplex ist ein Speicherkomplex für Eisen bei Tieren, Pflanzen und sogar Bakterien.
Beim Menschen ist das Ferritin hauptsächlich in der Leber, der Milz und im Knochenmark lokalisiert. Dieser Eisenspeicher speichert bei einem gesunden Menschen rund 20 Prozent seines gesamten Eisens im Organismus. Ein einzelnes Ferritin-Molekül ist in der Lage, 4000 Eisenatome zu speichern.
Ferritin befindet sich überwiegend im Inneren der besagten Zellen (zum Beispiel der Leberzellen). Dennoch wird die Bestimmung der Ferritin-Konzentrationen mit der Hilfe von Serum durchgeführt. Liegen die Serumkonzentrationen unterhalb des Normbereichs, dann liegt der Verdacht auf eine Anämie vor zum Beispiel.
Die Beurteilung der realen Ferritin-Konzentrationen in der Zelle wird also aufgrund einer indirekten Aussage über die Serumkonzentrationen gewonnen. Man geht also davon aus, dass die Serumkonzentrationen die intrazellulären Konzentrationen an Ferritin entsprechend widerspiegeln.
Die Aufgabe von Ferritin ist nicht nur einfach die Speicherung von Eisen. Es kommt darauf an, das Eisen in einer sicheren Form zu speichern, denn es ist für den Organismus toxisch. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Transport zu Zellen, die das Eisen benötigen.
Für die Zelle ist die Anwesenheit von freiem Eisen ein Triggerfaktor für die Produktion von Ferritin, um die schädlichen Effekte von freiem Eisen abzufangen. Die Gefährlichkeit von freiem Eisen besteht in seiner Fähigkeit, als Katalysator für die Bildung von freien Radikalen zu dienen (über die Fenton-Reaktion).
Die normalen Serumkonzentrationen von Ferritin sind abhängig von Geschlecht und Alter:
- Männer – 18 bis 270 Nanogramm pro Milliliter
- Frauen – 18 bis 160 Nanogramm pro Milliliter
- Kinder (6 Monate bis 15 Jahre) – 7 bis 140 Nanogramm pro Milliliter
- Säuglinge (bis 5 Monate) – 50 bis 200 Nanogramm pro Milliliter
- Neugeborene – 25 bis 200 Nanogramm pro Milliliter
Zu niedrige Ferritinwerte – Die Bedeutung von Konzentrationen unter dem Normalwert
Bei Konzentrationen unter dem Normalwert liegt mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Eisenmangel vor, der zu einer Anämie führen kann. Dies ist der „klassische Nachweis“ für die Eisenmangelanämie.
Andere Ursachen für eine verringerte Konzentration können sein: Hypothyreose, Vitamin-C-Mangel oder Zöliakie. Es gibt sogar eine Studie, die eine vegetarische Ernährungsweise als Ursache für einen Ferritin-Mangel ansieht (Hematological parameters, ferritin und vitamin B12 in vegetarians.)
Zu hohe Ferritinwerte – Die Bedeutung von Konzentrationen über dem Normalwert
Bei überhöhten Werten liegt immer der Verdacht auf eine Entzündungsreaktion nahe. Daneben gibt es noch die Hämochromatose, bei der es zu einer erhöhten Aufnahme von Eisen im Dünndarm kommt, was den Gesamtgehalt von Eisen im Organismus zu pathologisch überhöhten Konzentrationen führt.
Ferritin ist gleichfalls ein Akutmarker für eine Reihe von Erkrankungen. Mit Hilfe eines Tests auf C-reaktives Protein kann hier abgeklärt werden, dass eine erhöhte Ferritin-Konzentration nicht auf einer solchen Akutreaktion beruht.
Hungerperioden können ebenfalls die Ferritin-Konzentration angeben. Hier vermutet man Zusammenhänge zwischen abnehmender Erythrozytenzahl und der Notwendigkeit, das dort freigewordene Eisen sicher zu binden.
Bedeutung für die Leber
Liegt bei der Leber eine Infektion vor (das Gleiche gilt aber auch für die Milz), kommt es häufig zu einer Erhöhung der Ferritin-Werte. Wie bei den bereits besprochenen Leberenzymen kommt es bei Schädigungen der Leberzellen zu einer Freisetzung des Zytosols (Flüssigkeit aus dem Zellinneren) und damit auch zu einer Freisetzung des dort verweilenden Ferritins. Beispiele für solche Lebererkrankungen/-schädigungen sind die verschiedenen Formen der Hepatitis und die Leberzirrhose.
Tumorerkrankungen der Leber zeigen ebenfalls hohe Ferritin-Werte. Aber als unspezifischer Marker kann ein zu hoher Ferritin-Wert auch ein allgemeiner Hinweis auf eine Krebserkrankung sein, die nicht notwendigerweise in der Leber lokalisiert sein muss. Das Gleiche gilt auch für Autoimmunerkrankungen.
Fazit
Die Bestimmung der Ferritin-Konzentrationen scheint kein besonders hilfreiches Instrument zur Beurteilung von Lebererkrankungen zu sein.
Das liegt zum einen an der Tatsache, dass hier nur indirekte Rückschlüsse auf die Kapazitäten des organischen Eisenspeichers gezogen werden, die mit Hilfe der Serumkonzentrationsbestimmung gewonnen werden. Erkrankungen, die das Gleichgewicht zwischen intrazellulären Ferritin-Konzentrationen und Serumkonzentrationen stören, zeigen ein komplett verzerrtes Bild in dieser Situation.
Ferner sind erhöhte Ferritin-Werte im Blut nicht notwendigerweise mit einer Lebererkrankung verbunden. Auch hier gibt es eine Reihe von anderen Erkrankungen, die ebenfalls einen Einfluss auf die Ferritin-Konzentrationen im Blut ausüben.
Übersicht über Ursachen abweichende Ferritinwerte
Niedrige Ferritin-Werte | Eisenmangelanämie, Hypothyreose, Vitamin-C-Mangel oder Zöliakie; Schwangerschaft |
Erhöhte Ferritin-Werte | Endzündungen, Akutreaktion auf Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen, Hämochromatose, Mangelernährung |
Erhöhtes Ferritin und Lebererkrankungen Infektionen | Hepatitis, Leberkrebs, Leberzirrhose |
Beitragsbild: iStock
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